Entdeckte Brustkrebsvorstufen im Mammographie-Screening meist aggressiv
Donnerstag, 01. Februar 2018
PD Dr. med. Stefanie Weigel, Prof. Dr. med. Walter Heindel, Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Münster

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Das im Zweijahresintervall durchgeführte Mammographie-Screening hat unter den Brustkrebsvorstufen als häufigste Diagnose die biologisch aggressivste Form ermittelt. Das duktale Carcinoma in situ vom hohen Kernmalignitätsgrad trägt das höchste Risiko zum Übergang in ein „invasives Karzinom“ – einen bösartigen Tumor, der in das umliegende Gewebe wächst und in die Lymphknoten und anderen Organe streuen kann.

Die aktuelle Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen hat Screening-Ergebnisse von 714.000 Frauen ausgewertet, die im Abstand von jeweils zwei Jahren bis zu dreimal am Mammographie-Screening teilgenommen haben. Bei 1970 Frauen wurde eine Brustkrebsvorstufe entdeckt. In der Hälfte aller Fälle handelte um es sich um die aggressivste Form, wie die Folgeuntersuchungen ergaben.

Die Ergebnisse deuten auf erheblich weniger Überdiagnosen im Mammographie-Screening als oft behauptet. Bei Überdiagnosen handelt es sich um entdeckte Brustkrebserkrankungen, die im Laufe des Lebens einer Frau ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wären. Die größte Wahrscheinlichkeit einer Überdiagnose wird den „harmlosen“ Brustkrebsvorstufen zugeschrieben, die erst in mehr als zehn Jahren in einen invasiven Brustkrebs übergehen können.


Das interdisziplinäre Forscherteam der Universität Münster hat anhand großer Datenmengen gezeigt, dass die im Folgerunden-Screening entdeckten aggressiveren Brustkrebsvorstufen schneller im Vergleich zu den harmloseren Formen nachwachsen. Daher steigt ihr Anteil mit der wiederholten Screening-Teilnahme. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass gerade die regelmäßig teilnehmenden Frauen vom Mammographie-Screening besonders profitieren. Denn sind die Brustkrebsvorstufen aggressiv, werden sie durch diese Form der Brustkrebsfrüherkennung häufig entdeckt, bevor sie in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen können.

Originalarbeit:

Weigel S, Khil L, Hense HW, Decker T, Wellmann J, Heidrich J, Sommer A, Heidinger O, Heindel W.
Detection Rates of Ductal Carcinoma in Situ with Biennial Digital Mammography Screening: Radiologic Findings Support Pathologic Model of Tumor Progression.
Radiology. 2018 Feb; 286(2): 424-432 [Epub 2017 Nov 6]. Doi: 10.1148/radiol2017170673


Weitere Informationen:

http://Radiologie.ukmuenster.de

Im Mammographie­screening entdeckte Brustkrebs­vorstufen sind häufig aggressiv

Freitag, 2. Februar 2018

/karelnoppe, stock.adobe.com

Münster – Bei den im Rahmen des zweijährigen Mammographiescreenings auf­fallenden Krebsvorstufen ist das duktale Carcinoma in situ mit einem hohen Malignitätsgrad das häufigste. Diese biologisch sehr aggressive Form trägt das höchste Risiko zum Übergang in ein invasives Karzinom. Das berichten Wissenschaftler der Universität Münster in der Februarausgabe der Zeitschrift Radiology (2018; doi: 10.1148/radiol.2017170673).

Das interdisziplinäre Forscherteam hat für die Studie Screeningergebnisse von 714.000 Frauen ausgewertet, die im Abstand von jeweils 2 Jahren bis zu 3-mal am Mammo­graphiescreening teilgenommen haben. Bei 1.970 Frauen wurde eine Brustkrebs­vorstufe entdeckt. In der Hälfte aller Fälle handelte um es sich um die aggressivste Form, wie die Folgeuntersuchungen ergaben.

„Die Ergebnisse deuten auf erheblich weniger Überdiagnosen im Mammographie­screening als oft behauptet“, berichten die Forscher. Bei Überdiagnosen handelt es sich um Brustkrebserkrankungen, die durch das Screening auffallen, die im Laufe des Lebens einer Frau ohne Früherkennung aber nicht auffällig geworden wären.

Die Studienautoren berichten weiterhin, dass der Anteil der im Screening auffallenden aggressiven Brustkrebsvorstufen bei wiederholter Teilnahme an den Untersuchungen steigt. Anders formuliert: Nimmt eine Frau regelmäßig am Mammographiescreening teil und fällt dann eine Brustkrebsvorstufe auf, dann handelt es sich laut Studie mit erhöhter Wahrscheinlichkeit um eine aggressivere Form.

„Das bedeutet, dass gerade die regelmäßig teilnehmenden Frauen vom Mammo­graphie­screening besonders profitieren. Denn sind die Brustkrebsvorstufen aggressiv, werden sie durch diese Form der Brustkrebsfrüherkennung häufig entdeckt, bevor sie in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen können“, hieß es aus der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de