EDITORIAL Spätherbst 2025 – Halloween im Oktober
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Info 11-25

In weiten Teilen unseres Landes ist der eigentlich versprochene goldene Oktober leider ausgeblieben und hat vor allem grauem Hochnebel Platz gemacht. Auch wenn diese Zeit erfahrungsgemäß den Herbstblues besonders fördert hätte es nicht der Unterstützung der Politik gebraucht mit nahtlosem Übergang ins Grauen einer vorgezogenen Halloween-Party. Wie anders soll man die aktuellen Ankündigungen aus dem BMG werten im Rahmen der Eindämmung einer Explosion der GKV-Finanzen die eben zugesagte Entlastung der Krankenhäuser durch ein Milliardenschweres Sparprogramm wieder zu kassieren. Es bedarf keines BWL-Studiums zu verstehen, dass eine Begrenzung des Landesbasisfallwertes, dessen Steigerung die vereinbaren Lohnsteigerungen nicht ausgleicht zu einer Schieflage der Klinikfinanzen führen muss und auf die Dauer nicht durch Einsparungen oder Mehrleistungen ausgeglichen werden kann. Natürlich kann man auch so die Zahl der Krankenhäuser im Land reduzieren, allerdings ungeplant und ohne Bezug zum Bedarf. Die Reform unserer Kliniklandschaft ist – und da sind sich alle Akteure ja einig – dringend erforderlich. Aus Gründen der Finanzen, der Zukunftsfähigkeit und vor allem des Erhalts der Qualität. Es bleibt zu hoffen, dass nach den vielen Änderungen, Ergänzungen und Ausnahmen im Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG) jetzt die entscheidenden Schritte im parlamentarischen Verfahren vorankommen. Planungssicherheit wäre hier ein probates Mittel gegen das Grauen.
Aber auch in den Gremien der Selbstverwaltung wird vorgezogen Halloween gefeiert. Völlig unverständlich erscheint die Hinhaltetaktik, die aktuell bezüglich der Hybrid-DRGs gespielt wird. Präsidenten sagen hochrangige „wertlose“ Gipfeltreffen wegen der Zeitverschwendung ab. Gleiches hätte man mit der letzten Sitzung des ergänzten erweiterten Bewertungsausschusses zur Weiterentwicklung der Hybrid-DRGs für das Jahr 2026 tun können. Wie soll man Stellung beziehen zu einer Bewertung, dessen Grundvoraussetzungen bei fehlenden Daten nicht klar sind? Nicht zuletzt wegen der angespannten Finanzlage der GKV wäre der wirkliche Einstieg in eine sektorenübergreifende ambulante Versorgung dringlicher denn je. Dies jedoch nur unter dem Eindruck des möglichen finanziellen Einsparpotentials zu sehen konterkariert die guten Ansätze. Wäre es da jetzt nicht an der Zeit einen Schritt zurückzutreten, die bisherige Entwicklung nochmals kritisch zu hinterfragen und so eine Weiterentwicklung voranzutreiben? Anstatt den Prozess laufen zu lassen, aber bereits über die Konditionen einer Fortsetzung jenseits von 2030 zu sprechen. Auch hier könnte eine Adaptation der Strategie das Grauen, das viele Akteure aktuell beim Thema Hybrid-DRGs befällt, deutlich aufhellen.

Grauen zu verhindern gilt es auch in der aktuellen Phase der Festlegung einer Bewertung für das bereits beschlossene Lungenkrebs-Screening. Viele sehen im kürzlich abgeschlossenen Bewertungsverfahren für die Koronar-CT ein Menetekel, dessen Wiedererscheinen unbedingt verhindert werden muss. Der BDR arbeitet hier mit Nachdruck eng abgestimmt mit der KBV zusammen.
Radiologische Diagnostik und Therapie sind eine wesentliche Säule unserer modernen Medizin. Eine stetig zunehmende Inanspruchnahme beweist dies ebenso wie neue Untersuchungsmethoden, Screening-Programme oder Therapiemöglichkeiten mit hohem Kontrollbedarf von Kardio-MRT über Screening beim Prostatakarzinom bis zu aktuellen Methoden der Therapie der Alzheimer-Erkrankung. Sehr gerne ist die Radiologie hier überall dabei und leistet ihren Beitrag für eine moderne Patientenversorgung. Wir können dies aber nur wenn auch die Vergütung hierfür unsere Bedürfnisse berücksichtigt. Ein starker BDR vertritt die Anliegen aller Radiologinnen und Radiologen sektorenübergreifend. Ihre Unterstützung hilft uns Herbstblues und Halloween-Party zu überwinden.

Prof. Dr. med. Hermann Helmberger

Präsident