Editorial „Frühherbst 2024 – Aufbruch oder Verwaltung?“
Info 09-24
Zum meterologischen Herbstanfang am 1. September beginnt an vielen Stellen wieder der Alltag – so auch im politischen Berlin. Zwar wurde hinter den Kulissen in den vergangenen Monaten viel an einzelnen Projekten und Vorhaben gearbeitet, entscheidende Fortschritte sind, wenn sie denn kommen, in den nächsten Wochen zu erwarten. Der Bundesgesundheitsminister hat die Zeit des Sommers genutzt und eine Reise durch die Republik unternommen um Krankenhäuser zu besuchen und für seine Reform zu werben. Dabei dürfte ihm aufgefallen sein, dass die Realität draußen bei den Menschen oft doch ganz anders aussieht als im BMG in Berlin. Und so verwundert es nicht, dass plötzlich Zusagen kommen, das gerade besuchte Krankenhaus werde sicher nicht von der Schließung bedroht sein und natürlich würde man alles tun, damit die Versorgung vor Ort gewährleistet bleibe. Bedurfte es dazu der Sommerreise des Ministers? Wurde ihm das nicht schon seit vielen Monaten von Leuten, die tägliche Krankenhausversorgung machen gesagt und auf Diskrepanzen hingewiesen zu den Vorschlägen der Expertenkommission? Man wird sehen wie nachhaltig die Erlebnisse der Reise die weitere Arbeit des Ministers beeinflussen. Sofern sie das noch können. Denn parallel hat die Reform in NRW bereits richtig Fahrt aufgenommen. Kein Wunder, beschäftigt man sich dort ja seit Jahren damit. Aber auch weitere Bundesländer arbeiten bekanntermaßen bereits mit der „Blaupause“ des Landesministers Laumann. Man darf gespannt sein wieviel von den bundeseinheitlichen Regelungen am Schluss übrig bleibt.
Umso wichtiger erscheint es da die Prozesse zur sektorenübergreifenden Versorgung nicht aus dem Auge zu verlieren. Bei den Hybrid-DRGs ist der Korrekturbedarf offensichtlich, soll das Projekt erfolgreich sein. Auch hierzu wurde über den Sommer im Hintergrund viel gearbeitet und es bleibt abzuwarten wann und wie die Anpassungen vorgenommen werden.
Selten waren für den Bereich der Radiologie so viele Verfahren beim GBA gleichzeitig anhängig, die die Versorgung der Bevölkerung, aber auch unsere Arbeit nachhaltig beeinflussen werden. So sind mit der Kardio-CT, der Kardio-MRT und auch dem Lungenkrebsfrüherkennungsverfahren derzeit drei neu zu bewertende Versorgungspfade in der Bewertung. In unterschiedlichen Stadien des Prozesses, aber, zumindest was die kardiologischen Methoden anbelangt mit reichlich Zündstoff zwischen den beteiligten Facharztgruppen. Hier werden die nächsten Wochen entscheidend sein, zu tragfähigen Lösungen zu kommen, damit der Fortschritt in der Diagnostik auch in der Breite mit hoher Qualität ankommt. Wichtig für den Erfolg wird aber auch eine ausreichende Qualifikation von Radiologinnen und Radiologen sein um die Flächenwirkung zu erzielen. Deshalb an dieser Stelle nochmals der Aufruf, sich derzeit vor allem für die kardiologischen Verfahren zu qualifizieren und die Zeit bis zur Einführung für die Erweiterung und Dokumentation der eigenen Kenntnisse zu nutzen.
Die aufgezeigten Herausforderungen der aktuellen Gesundheitspolitik machen deutlich, dass eine starke berufspolitische Vertretung wichtiger ist denn je. Denn die Rahmenbedingungen wie wir in den nächsten Jahren arbeiten werden hängen von den Entscheidungen jetzt ab. Der BDR ist in all den Fragen von Krankenhausreform über Hybrid-DRG und natürlich den uns betreffenden Bewertungsverfahren neuer Untersuchungsmethoden an entscheidender Stelle mit dabei – allein oder zusammen mit der DRG oder dem SpiFa. Dazu brauchen wir aber Ihre Unterstützung und die Rückendeckung eines großen Verbandes. Helfen Sie mit unseren Verband weiter zu stärken, indem Sie die Kampagne der kostenlosen Probemitgliedschaft für alle Radiologinnen und Radiologen unterstützen. Werben Sie in Ihrem Umfeld dafür, dass möglichst alle Mitglied im BDR werden oder sind – unabhängig von Ihrem Arbeitsort oder Ihrer beruflichen Stellung. Wir brauchen jedes Mitglied, nur dann können wir mit starker Stimme unsere Interessen auch erfolgreich vertreten.
Prof. Hermann Helmberger
Präsident