EDITORIAL Hat die Zeitenwende begonnen?
Donnerstag, 26. Januar 2023
Info 02-23

Liebe Mitglieder,

Zeitenwende –  das Wort des Jahres 2022 steht für die Bedrohung der Nachkriegsordnung, Neuordnung der Wirtschafts- und Energiepolitik, auch durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Das Wort des Jahres 2022 -  „Gaspreisbremse“  landete auf Platz 3 - hätte auch im positiven Sinne für eine Zeitenwende im Gesundheitswesen stehen können. Ist leider fehlgeschlagen.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Pflege (SVR)hat in seinem aktuellen  Gutachten mitgeteilt, man habe es in Deutschland mit der „trügerischen Selbstwahrnehmung", dass die Gesundheitsversorgung für unvorhergesehene Entwicklungen gut vorbereitet sei, zu tun. Es müsse deutlich mehr Vorsorge für künftige Krisen wie Pandemien oder die Folgen des Klimawandels betrieben werden, von der Digitalisierung ganz zu schweigen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach drehte in seiner Erwiderung das Schlechte zum Guten: Krisenresilienz zeige sich auch in der Krankenhausversorgung. Deshalb sei eine  Klinikreform unumgänglich.
Im Januar mit Spannung erwartet, die Information der BÄK über das weitere Vorgehen in der Causa GOÄNeu. In einer anderhalbstündigen Videokonferenz mit fast 300 ZuhörerInnen zu Spitzenzeiten, erläuterte BÄK-Präsident Reinhardt das Geschehen der letzten 12 Monate und seine Erwartung an die kommenden 12 Monate. Der Entwurf, der die völlig überalterte GOÄ von 1996 ablösen solle,  beschreibe das moderne ärztliche Leistungsspektrum inklusive  Innovationen in eigenständigen Gebührenpositionen. Diese umfassende Beschreibung basiere auf der Fachexpertise von 395 fachärztlichen Vertretern der Verbände und Fachgesellschaften und orientiere sich am aktuellen wissenschaftlichen Stand der Medizin. Die Verordnung dieses Entwurfes würde zu Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Rechtssicherheit führen und  die Reduzierung  administrativer Kosten bedeuten. So weit so gut und nachvollziehbar. Symbolisch übergab Reinhardt den Entwurf Minister Lauterbach dann ein weiteres Mal  im Rahmen des Neujahrsempfangs von KBV und BÄK im KaDeWe auf einem kleinen niedlichen Stick. Dokumentiert in einem launigen Photo – der eine Daumen hoch, der andere Daumen runter. Neues dazu wird es wohl beim Deutschen Ärztetag im Mai in Essen geben.
Übrigens: Wort des Jahres 1971, damals war es das erste Mal  gekürt worden, lautete „aufmüpfig“. Etwas mehr „Aufmüpfigkeit“ wäre angesichts der fatalen Situation im Gesundheitswesen, in den Praxen und Kliniken, gerade mal wieder angebracht! 

Einige KV-Bereiche, Hessen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, praktizieren es aktiv und es wird weiter demonstriert.  

Unterstützen Sie diese Aktivitäten!

Herzliche Grüße aus Berlin – Bleiben Sie gesund!
Sabine Lingelbach
Geschäftsführerin