EDITORIAL Wichtiger denn je – Stärkung der ambulanten Versorgung!
Mittwoch, 26. Oktober 2022
Info 11-22

Liebe Mitglieder,

die KBV wagt sich vor. 

Erfreulich einerseits die eindeutigen Äußerungen des KBV-Vorstands zur besonderen Belastung der Radiologie durch die galoppierenden Energiekosten, durch die nicht nur teilweise die Existenz radiologischer Praxen – und auch die von Klinik-Abteilungen – bedroht ist, sondern die Patientenversorgung von Grund auf. Ohne Diagnostik keine Therapie!
"Wenn die Heizkosten für die Praxisräume massiv steigen, wenn sich Stromkosten etwa für Radiologen verfünffachen oder sogar verzehnfachen, dann stellt sich die Frage, ob zum Beispiel MRT-Untersuchungen noch wirtschaftlich durchführbar sind",
sagte Gassen.

Andererseits durch die Kommentare zum Beschluss des Gesundheitsausschuss im Bundestag, der das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP verabschiedet hat. Das Gesetz soll das Defizit der Gesetzlichen Krankenversicherung, das auf ca. 17 Milliarden Euro für das kommende Jahr geschätzt wird, stabilisieren..
„Die niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte haben die Krankenhäuser nicht nur, aber erst recht während der Corona-Pandemie deutlich entlastet. 18 von 20 Covid-Patienten wurden ambulant behandelt. Nicht umsonst galten und gelten die Praxen als erster Schutzwall. Eigentlich sollte es daher Ziel der Politik sein, die ambulanten Strukturen zu stärken. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mit dem GKV-Finanzierungsstärkungsgesetz in der jetzigen Fassung schwächt die Politik genau diese wertvollen Strukturen und verschlechtert die Versorgung von Millionen Patientinnen und Patienten. Gleichzeitig zu fordern, dass diese ambulanten Strukturen jetzt die kontinuierlich mit finanziellen Hilfen bedachten Krankenhäuser entlasten, mutet schon etwas befremdlich an“, kommentierte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV

Die Sicherstellung der medizinische Versorgung findet aktuell breite Unterstützung: Der Bundesrat fordert, auf Antrag von Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein, den Bund einstimmig auf, Arztpraxen, Krankenhäuser, Reha- und Vorsorgeeinrichtungen, Pflegeheime und medizinische Einrichtungen vor einer „existenzbedrohenden Lage“ zu schützen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) warnt wegen der Energiekrise vor Klinikschließungen, Insolvenzen und Evakuierungen. „Was wir jetzt brauchen, ist ein breiter Rettungsschirm." 
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, befürchtet einen „Winter der Krankenhaus-Insolvenzen". Welt-Diakonie-Präsident Ulrich Lilie warnt gar vor einem Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur.
„Ohne die Praxen der niedergelassenen Hausärzte und Fachärzte sowie der Psychotherapeuten ist eine flächendeckende und umfassende Versorgung der Menschen undenkbar, anstatt zu bremsen, muss Politik die ambulanten Strukturen stärken und darf die Niedergelassenen nicht ständig demotivieren“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Kriedel.

Hoffen wir, dass die Erkenntnis auch zu Ergebnissen führt.

Bleiben Sie gesund!
Sabine Lingelbach
Geschäftsführerin