EDITORIAL Licht am Ende des Tunnels?
Donnerstag, 03. März 2022
Info 03-22

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in dieser Zeit kommt kein Editorial an der Coronakrise vorbei. Zumindest hier zeigt sich „Licht am Ende des Tunnels“, welches nicht der einfahrende Zug ist nach Ankündigung der Politik, welche wohl einen Übergang zur Normalisierung anstrebt. Zurück bleibt eine veränderte Gesellschaft mit Verhaltensweisen ihrer Bürger, welche von ängstlich-verschüchtert bis offen-aggressiv reichen. Insofern ist eine Normalisierung nicht nur wünschenswert, sondern auch nötig. Ich bin guter Hoffnung, dass dies ohne strenge Kontrollen und Maßnahmenvollzug (Originaltext BMG) gelingen kann. Aber wie sieht es in der Radiologie und bei den Radiologen aus? Hier kommen wir aus der Coronakrise heraus, wie wir hineingegangen sind. Die Stellung der Radiologie in der KBV und ihre systemischen Vergütungsprobleme haben sich nicht geändert. Der Fokus der Politik ist nicht auf die Radiologen eingeschwenkt, welche in der Corona-Bekämpfung mit ihrer Lungendiagnostik in Röntgen und in der Computertomographie eine entscheidende Rolle zur Differenzierung des Krankheitsstatus im Krankenhaus und in der Praxis gespielt haben. Der Tunnelblick der Politik hat sich noch weiter von der niedergelassenen Ärzteschaft abgewendet und allein auf die Krankenhäuser gerichtet. Dies gilt auch für einen teilweise unkontrollierten Mittelfluß in das Gesundheitssystem. Also leider keine Besserung. Ein altes Problem ist mit dem Urteil eines münchnerischen Obersten Gerichtes verschärft worden, welches letztinstanzlich festgelegt hat, das im GOÄ-Sektor alle Ärzte alle Leistungen erbringen können zu denen sie sich befähigt fühlen und Lust dazu haben. Begründet wurde dies mit der fehlende Sanktionierungsintension in der ärztlichen Gesetzlichkeit bei Ausübung nicht fachgruppentypischer Tätigkeit. Im konkreten Fall wurde hier festgestellt, das quasi jeder Arzt radiologische Leistungen durchführen kann, der dazu Lust hast. Die Weiterbildungsordnung der Ärztekammer und das Weiterbildungs- und Facharztsystem der Deutschen Ärzteschaft wurde damit absurdum geführt und zwar für alle Arztgruppen! Die Qualitätssicherung der GOÄ ist damit deutlich schlechter als in der GKV. 

Aber es gibt auch positive Weiterentwicklungen der letzten zwei Jahre. So hat sich die radiologische Ärzteschaft eng zusammengeschlossen und agiert gemeinschaftlich und abgestimmt in ihren Strukturen wie BDR, DRG, RG 20 und weiteren radiologischen Meinungsführern. Hier ist die Verknüpfung der Vorstände von BDR und DRG und RG 20 strukturell und in personam zu erwähnen sowie der gemeinsame Koordinierungsausschuss Radiologie, welcher sich regelmäßig unter allen Strukturen abstimmt. Dies ist auch für die Zukunft der einzige Weg, die radiologischen Interessen erfolgreich zu vertreten. 

Auf unserer Delegiertenversammlung in diesem Monat werden wir mit den Delegierten offen und sachorientiert diskutieren, damit wir eine gute gemeinsame Grundlage für die Arbeit unseres neuen Vorstandes haben. Unsere Probleme sind so groß wie immer, aber unsere Geschlossenheit, Organisiertheit und unsere gemeinsame Aktionsfähigkeit ist so ausgeprägt, wie noch nie so vor. Insofern können wir positiv gestimmt in die Zukunft gehen.


Mit freundlichen Grüßen
Dr. Detlef Wujciak
Halle