EDITORIAL Mehr Fortschritt wagen – nur, gewusst wie?
Montag, 06. Dezember 2021
Info 12-21

Liebe Mitglieder,

Geimpft, genesen – oder gestorben - so drastisch drückte es der ehemalige Gesundheitsminister Spahn aus. Die Infektionszahlen steigen unaufhörlich, die Deltavariante des Coronavirus  füllt die Intensivstationen, während sich bereits eine neue Variante,  B.1.1.529 / Omicron ankündigt, die zu Reisebeschränkungen führt,   eine Impfpflicht wird diskutiert, Alt-Kanzlerin Merkel ruft zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen auf, in manchen Ländern werden Triage und Lockdown praktiziert.

Parallel dazu wurden in den letzten Wochen die Geschicke unseres Landes für die kommenden vier Jahre verhandelt und werden – bei Erscheinen dieser Ausgabe – wohl auch konsentiert sein. Eine neue, ein neuer Bundesgesundheitsminister/in steht in den Startlöchern – bisher ist nur klar, es wird ein SPD-Mitglied sein. 

Was fällt in dem umfangreichen Koalitionsvertrag, der seit 25.11. bekannt ist, auf?
Ziel ist eine „moderne sektorenübergreifende Gesundheits- und Pflegepolitik“. Das ist ein weites Feld.
Die Gesundheitsplanung hat gerade mal acht  Seiten bekommen – wobei sich verwandte Themen auch in anderen Kapiteln finden.

 

  • Fachärzte finden nicht statt!
  • Die Schnittstelle zwischen ambulant und stationär, eigentlich in den letzten Jahren eines der relevanten Gesundheitsthemen wird nur kurz markiert. Die Einzelpraxis – Sie wissen es seit langem, - ist ein Auslaufmodell. MVZs und anderen Praxismodellen gehört die Zukunft.
  • Es sind populationsbezogene Versorgungsverträge in einzelnen Gesundheitsregionen geplant – wie diese zu finanzieren sind? Nix Genaues weiß man nicht!
  • Weiterbildung – diese kann nicht isoliert in Krankenhäusern stattfinden, sondern muss sektorenübergreifend im ambulant-stationären Bereich flächendeckend angeboten werden. Davon ist aber auch nichts zu lesen.
  • Für den hausärztlichen Bereich gibt es erstmals einen Paradigmenwechsel – der hausärztliche Versorgungsbereich soll entbudgetiert werden. Was ist mit den diagnostischen Fächern? Radiologie, Pathologie, Labormedizin – all diese Facharztdisziplinen gehören im besten Sinne zu den Grundversorgern – ohne Diagnostik keine Therapie! Dies gilt es der Politik immer wieder zu vermitteln – sowohl der zukünftigen Bundesregierung wie (leider) auch immer wieder der eigenen Selbstverwaltung.
  • Substituierung und Delegation ärztlicher Leistung – dieses Thema taucht an vielen Stellen auf und darf nicht als „Schwester Agnes“-Romantik abgetan werden.

In den nächsten Wochen wird  sich erweisen, wie das Ministerium aufgestellt, personell bestückt sein und die Umsetzung angegangen wird.

Bis dahin,  bleiben Sie gesund und wechseln gut gelaunt ins Neue Jahr 2022!


Sabine Lingelbach
Geschäftsführerin

 

Stand des Editorials:30.11.21