EDITORIAL Fairness gegenüber der jungen Generation
Info 09-21
Liebe Mitglieder,
Fairness gegenüber der jungen Generation wird jetzt bundesweit im Zusammenhang mit der Pandemie diskutiert. Aber dies ist auch eine Verantwortung, die es innerhalb der radiologischen Fachgruppe zu gewährleisten gilt.
Der Nachruf auf Dr. Wallnöfer ( siehe Seite 864) ist sozusagen eine Steilvorlage zu diesem Thema.
In dem Rückblick auf sein langes, bewegtes Leben, insbesondere sein berufliches Schaffen, versammelt sich die Radiologie-Geschichte von mehr als einem halben Jahrhundert.
Sowohl in Bezug auf den radiologischen Technik-Fortschritt - 1983 wurde in seiner Praxis der europaweit erste !!!! Kernspintomograf installiert – als auch unter berufspolitischem Aspekt kann er heute immer noch ein Vorbild sein. Er vernetzte die Kolleginnen (eher weniger) und Kollegen, aber dachte schon interdisziplinär, sektorenübergreifend und vor allem über Bayern hinausgehend. Sein Erfolgsrezept war aber auch die Professionalisierung des Berufsverbandes.
Dies alles ist eindrucksvoll in seiner beruflichen Lebensgeschichte „Geschichte des Berufsverbandes – ein Teil meiner Lebensgeschichte“ zu Papier gebracht.
Seine Aufzeichnungen sind das Kondensat aus mehr als 40 Jahren Arbeitsleben, in denen es zu einer wohl einzigartigen Beschleunigung der Entwicklung der Radiologie gekommen ist. Zuerst ist sein Blick auf München, dann auf Bayern und Westdeutschland gerichtet, nach 1989 war er auch maßgeblich an der organisatorischen Entwicklung der Radiologie im „Osten“ beteiligt. Und dann die Begehrlichkeiten anderer Fachgruppen, auch sie sind kein Affekt unserer Zeit. Dr. Wallnöfer beschreibt die Formierung und daraus folgenden Übergriffe der Teilradiologen bereits in den 1950er Jahren. Ebenso wie das Wording „Methodendefinierte Fachgruppen“. Labor und Radiologie waren schon in den 1960er Jahren “Methodenfächer“. Also alles wirklich keine neuen Stolpersteine, die der Radiologie noch heute im Weg liegen und umschifft werden müssen. Zu Wallnöfers Zeiten sollten die vielen regionalen „Wirtschaftsvereinigung“ helfen, deren Schriftführer in München er lange war. Die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) entstand zu dieser Zeit. Allmählich entwickelten sich aber auch „richtige“ Berufsverbände, die wissenschaftlichen Gesellschaften reorganisierten sich – so auch die DRG, die wissenschaftliche Vertretung der Radiologie. Die Etablierung der Nuklearmedizin wurde von Wallnöfer begleitet, ebenso wie die Vertretung der radiologischen Interessen in den Gremien der Körperschaften.
Dies alles können Sie im oben erwähnten Rückblick von Dr. Wallnöfer nachlesen.
Der BDR hat, wie bereits berichtet, die Position einer „Nachwuchsbeauftragten“ etabliert, die zukünftig in enger Abstimmung mit dem Vorstand tätig sein wird. Das hätte Dr. Wallnöfer sicherlich gefallen! Nicht alles muss neu gedacht werden, es gibt auch bereits Existierendes, an das angeknüpft werden kann.
In einer der nächsten Ausgaben werden wir über dieses neue Ressort berichten.
Bis dahin, bleiben Sie gesund!
Sabine Lingelbach
Geschäftsführerin