EDITORIAL Schlimm, schlimmer, fünf nach zwölf
Dienstag, 20. April 2021
Info 05-21

Liebe Mitglieder,

am vergangenen Sonntag wurde bundesweit der 80.000 Corona-Toten gedacht, mehr als 5.000 Patient:innen werden aktuell mit COVID-Erkrankung intensiv-behandelt.
Die Kanzlerin hatte kurz zuvor die Notbremse gezogen – das suggeriert, es sei noch geordnet ein Richtungswechsel, eine Richtungskorrektur möglich.

Beim sonntäglichen Talk bei Anne Will war von Berlins Regierendem Bürgermeister Müller zu hören „Die Notbremse ist richtig – aber mit Augenmaß“. Also eine Bremse die stottert? Christian Lindner, voll im Wahlkampf-Modus, hinterfragt die Ausgangsbeschränkungen und fordert die Bürgerrechte ein – Freie Demokraten halt.
Flächendeckende Testpflicht als Zauberwort – wie wär´s mal mit forcierten Impfungen?
Alleine abends draußen spazieren gehen? Wer will das schon, wenn man nicht einen zu allem bereiten Hund an der Leine mit sich führt!

Die Grünen wollen beherzt handeln ….  „Mit jedem Tag wird es dramatischer!“ Gut beobachtet Frau Göring-Eckardt. Das Gesetz zur Notbremse benötige aber noch einige Korrekturen. Das wiederum dauert – wohl 3-4 Wochen. Beherztes Handeln geht anders.

Jens Spahn hat in der Bundespressekonferenz in den letzten Tagen mehrfach über die geplante Corona-Notbremse und die Möglichkeit der Länder gesprochen, bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes zu handeln.

Noch nie gab es so viele Mediziner:in als Gesprächspartner:innen in den diversen Talkshows. Sie sind immer gefragt, wenn es um die Live-Berichterstattung aus den Kliniken oder das Impfkonzept geht. Triage ja oder nein …. 
Diesmal Prof. Michael Hallek, Internist und Direktor des Centrums für Integrierte Onkologie Köln Bonn.  Bereits vor einigen Tagen hat er gesagt „Es ist fünf nach zwölf!“ Er sagte „Wenn die Zahlen weitersteigen, bleibt nur noch eine Woche, bis die Triage kommt. Wir haben bereits jetzt eine weiche Triage – bestimmte OPs werden schon verschoben.“ Er bringt es in Richtung Politik dann auf den Punkt: „bitte einmal kurz den Wahlkampf beiseiteschieben“ und fordert eindringlich eine gemeinsame Lösung.
Bei den Lösungsansätzen sind sich Medizin:inner meist einig – Ein harter, sehr harter Lockdown, den ein bis zwei Monate konsequent durchhalten! Dann könne sich Deutschland auf einen entspannten Sommer – und Olaf Scholz sogar auf den Besuch im Biergarten - freuen.

Was bedeutend und richtig ist, wissen wir später …

Kurz gab es in der vergangen Wochen mal etwas berufspolitisch Interessantes: Die BÄK informierte über den Stand  der GOÄNeu. Ärzteverbände und die Selbstverwaltung haben wiederholt in dieser Angelegenheit  die Hausaufgaben gemacht – der BDR hat sich in allen Phasen mit Vorschlägen eingebracht und mitgearbeitet – doch wie schon bei allen vorherigen Info-Veranstaltungen bleibt das schale Gefühl, dass es damit nicht getan ist. Und dieses Gefühl wurde Gewissheit. Minister Spahn lobte die Initiative der BÄK - Doch die Verabschiedung noch in dieser Legislaturperiode sei so gut wie ausgeschlossen.

Und so bleibt nur Ihnen einen schönen Start in den Monat Mai zu wünschen – beherzigen Sie AHA + L + C – tief durchatmen an frischer Luft hilft!

Bleiben Sie gesund!
Grüsse aus Berlin

Sabine Lingelbach