EDITORIAL EBM-Reform - Ideologie schlägt Betriebswirtschaft
Mittwoch, 15. Januar 2020
INFO 01-20

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in der sogenannten Kleinen EBM-Reform wurden die hochspezialisierten Facharztdisziplinen mit dafür erforderlichem hohem technischen Anteil - ausdrücklich nicht nur die Radiologie - zum wiederholten Male vorwiegend politisch motiviert abgewertet. Die Politik setzt offensichtlich auf Patienten, die in ihrer Eigenschaft als Wähler Sprech-und Wohlfühlmedizin goutieren, ohne weiter darüber nachzudenken, worauf die Zunahme ihrer persönlichen und ganz allgemein der Lebensqualität und Lebenserwartung der Bevölkerung basieren. Es wird ausgeblendet, dass in entscheidendem Ausmaß hierfür zunehmend ambulant mögliche, und damit zugleich letztlich im Gesamtsystem kostensenkende, leider im ambulanten Sektor aber teure  technische Diagnostik - und Therapiemöglichkeiten verantwortlich sind. Anstatt aber diese positiven und zugleich kostensparenden Möglichkeiten an der Grenze zum Sektor Krankenhaus zu fördern, werden Investitionsstaus bei zahlreichen Disziplinen mit technischem Anteil provoziert und der Mut zu Investitionen genommen.
Unter Zuhilfenahme  nachweislich nicht statistisch verwertbarer Daten, d.h. Verwendung von Daten eben nicht repräsentativer Subgruppen, wurden u.a. die kalkulatorischen Kosten der Radiologie im Standardbewertungssystem um 100T€ abgesenkt und der Investitionsstau damit wissentlich fortgeschrieben.
Ohne Einbeziehung, ja hinter dem Rücken des BDR, wurden Untersuchungszeiten, Befundungszeiten und Patientenwechselzeiten willkürlich und sachfremd erheblich und unplausibel abgesenkt. Zu keinem Zeitpunkt der Gespräche mit der KBV wurde der BDR darüber transparent  informiert.
Die KBV hat letztlich in vorauseilendem Gehorsam,  unter dem Joch der Kostenneutralität gemäß des Beschlusses des BWA von 2012  und den gesetzlichen Vorgaben die EBM-Reform, sachunangemessen und inhaltlich grob fehlerhaft umgesetzt und dabei nicht nur die Fachgruppe der Radiologen hinters Licht geführt. Da helfen auch die durchaus bemerkenswerten Quasi-Entschuldigungen des KBV-Vorsitzenden in ärztlichen Veranstaltungen zur Erläuterung der Reformzwänge nicht mehr weiter.
Nicht nur die Radiologie muss nun ihre Position im KV-System grundsätzlich neu überdenken.

 

Bitte beachten Sie auch die Informationen des BDR zur Kleinen EBM-Reform - wir hatten Sie allen Mitgliedern am 20.12. per Mail zukommen lassen:

http://www.radiologenverband.de/#inhalte/2019-12-20/4/bdr-info-zur-kleinen-ebm-reform-zum-01042020