EDITORIAL Die dritte Säule?
Donnerstag, 05. Oktober 2017
Info 10-17

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

um Missverständnissen vorzubeugen: hier handelt es sich nicht um einen archäologischen Kriminalroman.

Der BDR geht nicht davon aus, dass die folgenden Überlegungen rein fiktional sind. Mit der Gründung des Dachverbandes ärztlicher Diagnostikfächer (DVÄD) in Weiterentwicklung der Arbeitsgemeinschaft methodenorientierter Fächer (siehe RADIOLOGE 2017, S.498), haben wir eine Struktur geschaffen, welche neben den in den Selbstverwaltungsorganen etablierten ärztlichen Hauptakteuren, von der Politik akzeptiert und zum Teil gefördert, die Interessen der diagnostisch tätigen ärztlichen KollegInnen vertritt. Die Fachgruppen Radiologie, Pathologie, Nuklearmedizin, Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie und Zytologie wurden von den Vetretern der Haus- und Fachärzte nicht in der Art und Weise anerkannt und behandelt, wie es für eine Fachgruppe, auf deren diagnostischer Tätigkeit die gesamte ärztliche Versorgung basiert, angemessen ist. In den KVen wurden wir als „Finanzierungsreserve“ des Systems behandelt. In der Verantwortlichkeit der Ärztekammer für die Weiterbildungsordnungen ringen wir seit Jahren um die kompetenten Inhalte unserer Fachgebiete, deren Weiterentwicklung und Abgrenzung gegenüber den Begehrlichkeiten anderer Fachgruppen. Seitens der Politik sind ideologische Strömungen zu erkennen, welche von Teilen der Selbstverwaltung zweckgerichtet aufgenommen wurden, die die ärztliche Diagnostik auch im Zusammenhang mit ihren Methoden und Geräteschwerpunkten als „patientenferne Gerätemedizin“, wohl auch mit der Unterstellung eingeschränkter Empathie der dort tätigen Kollegen, bis hin zu Ansätzen der Maschinenstürmerei behandelt.

In dieser ideologisch besetzten Denkart sind die hausärztlichen sprechenden Fächer patientenzugewandt, ähnliche, mit geglaubten höheren Sympathiewerten besetzte Strukturen sollen innerhalb der Fachärzte in einer sogenannten fachärztlichen Grundversorgung etabliert werden. Gerade letztere Wortbildung diskriminiert die ärztlichen Diagnostikfächer: Fast alle Fachärzte können hausärztliche Grundversorger sein, nur z.B.  die Radiologen nicht, auch wenn sie die gleichen Fälle, die gleichen Patienten, im gleichen Zeitraum, mit dem gleichen Krankheitsbild versorgen bzw. mitversorgen. Hier wird klar, dass es sich um ein materielles Umverteilungssystem unter dem Deckmantel innovativer Strukturweiterentwicklung handelt.

Insofern sehen sich die DVÄD-Fächer gezwungen als „dritte Säule“ des Versorgungssystems sich gegenüber den Selbstverwaltungsstrukturen und der Politik zu etablieren und in die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Deutschland einzubringen.

Unsere im DVÄD versammelten Fächer stellen eine systemrelevante Schlüsselfunktion in der Durchführung jeglicher Diagnostik und Therapie dar.

Wir sind der innovativste Bereich der Humanmedizin, wir arbeiten effizient und wirtschaftlich. Nicht Diagnostik ist teuer, sondern Therapie !

Wir sind sektorenübergreifend tätig und haben einen hohen Stand an Akkreditierungs- Zertifizierungs- und Qualitätssicherungsverfahren innerhalb der DVÄD-Fächer.

Wir werden uns für die Ausbildung unserer KollegInnen einsetzen und die Kernkompetenzen in den Weiterbildungsordnungen verankern.

Wir sind sowohl als Generalisten und als Spezialisten tätig. Wir fördern örtliche und regionale Zusammenschlüsse von Therapeuten und Diagnostikern und arbeiten teamorientiert.

Wir vertreten eine wohnortnahe  und flächendeckende fachärztliche diagnostische Versorgung und haben ein hohes Interesse an der Ausbildung ärztlichen Assistenzpersonals. Für unsere Arbeit benötigen wir eine funktionierende EDV-Infrastruktur. Insofern sehen wir uns als Fluglotsen des gesamten Gesundheitssystems und müssen unsere berufspolitische Tätigkeit im Interesse aller Patienten in einer dritten Struktursäule der ärztlichen Selbstverwaltung verankern.

Wir bitten Sie, diese Gedanken mit Ihrer täglichen Arbeit und berufspolitischen Tätigkeit zu unterstützen.

 

Ihr

Dr. Detlef Wujciak