RöKo in Leipzig- „Neue Wege gehen“
Freitag, 03. Juni 2016
Info 06-16
Prof. Peter Landwehr, Hannover, lud zum 97. Deutschen Röntgenkongress vom 4. bis 7. Mai 2016 nach Leipzig – und viele kamen. Das Motto des diesjährigen Röntgenkongress war mehrdeutig und verwies nicht nur inhaltlich auf umfassende Neuorientierung: Eine neue Stadt, ein neuer Kongressort. Der diesjährige Kongress wollte neue Wege in Diagnostik, Therapie und Versorgungsmanagement aufzeigen und diskutieren. Klinische Schwerpunktthemen standen dabei im Vordergrund: Wirbelsäulenerkrankungen, Mammadiagnostik, Ultraschall in der Radiologie sowie Fehler und Komplikationen in der Radiologie. Hierfür wurden neue Formate gewählt, auch die Einbindung des radiologischen Nachwuchses via der Hellsten Köpfe wurde erfolgreich fortgesetzt. Prof. Montgomery und Prof. Landwehr ( Photo DRG) Als Gastredner der Eröffnungsveranstaltung war Prof. Montgomery, geladen, der als Radiologe ein Heimspiel hatte. Im Vorfeld des nahenden Deutschen Ärztetages sprach er in seinem Highlight-Vortrag „NEUE WEGE IM GESUNDHEITSSYSTEM: HARAUSFORDERUNGEN, CHANCEN, RISIKEN“, auch ausführlich über die GOÄ/ GOÄneu und warb für das dringend benötigte Vertrauen – in ihn und die ärztliche Selbstverwaltung. Bewährt hat sich auch die Einbindung der MTRAs mit einem speziellen Fortbildungsprogramm. Es kommen ganze Praxen, vom Radiologen bis zur MTA, um sich fortzubilden. Eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) bestätigte aktuell erneut, dass in vielen Arztpraxen Fachkräftemangel herrscht. Fast jede fünfte Praxis ist auf der Suche nach medizinischen Fachangestellten. So auch in der Radiologie. BDR zieht positive Bilanz Auch in Leipzig war der BDR wieder gut sichtbar. An unserem Stand fanden die TeilnehmerInnen in Frau Turlach und Frau Gauczynski an allen drei Tagen kompetente Ansprechpartnerinnen. Unterstützt wurden sie von unseren Kooperationspartnern. Experten von Dr. Starke Managementsysteme, der e.optimum AG und der AllianzKlinikRente waren vor Ort und stellten ihre Angebote vor. Herzlichen Glückwunsch! e.optimum hat während des Kongresses die Verlosung eines Erlebniswochenendes in Berlin durchgeführt. Das Ehepaar Dr. Rahn aus Villingen-Schwenningen hat gewonnen und kann sich nun auf ein schönes Erlebniswochenende mit einer kulturellen oder sportlichen Aktivität freuen. Auch die „Sprechstunde“ von Dr. Detlef Wujciak war gut besucht. Er beantwortete Mitglieder-Fragen vor Ort.
Röko 2016 in Zahlen Ärzte: 3104 MTRA + MTRA-Schüler: 1531 Studenten: 368 Industrie: 1411 Presse: 58 Sonstige: 280 Gesamt: 6752 Die vom BDR mitverantworteten Veranstaltungen im Rahmen der Reihe „Radiologie in Klinik und Praxis“ waren allesamt gut besucht. Thematisch orientierten sich die einzelnen Sessions an zukunftsweisenden, berufspolitisch und praxisorientierten Fragestellungen zur Perspektive der radiologischen Berufsausübung und der Vergütungssysteme. Prof. Helmberger hatte als Koordinator eine auf die aktuelle gesundheitspolitische Situation abgestimmte Themenauswahl getroffen. Ein „neuer Weg“, den wir auch in 2017 weitergehen werden. Radiologie in Klink und Praxis – ein erfolgreiches Format Nachfolgend dokumentieren wir einige der Veranstaltungen und danken den Referenten und Moderatoren für die Überlassung der Texte.
Was ändert sich mit der GOÄ Reform für mich? Die GOÄ-Reform soll nach fast 30 Jahren eine Anpassung des amtlichen Abrechnungssystems für Ärzte erzielen. Dabei sollen sowohl der Fortschritt der Medizin als auch aktualisierte Bewertungsgrundsätze abgebildet werden. Radiologen im Krankenhaus sind ebenso wie in der Niederlassung davon betroffen. Der Berufsverband hat, in Abstimmung mit der DRG, in den vergangenen Monaten die erforderlichen Vorgaben be- und die Legendierungsvorschläge ausgearbeitet und aktualisiert. Dieses Ergebnis wurde exemplarisch vorgestellt. RA Markus Henkel und Dr. Klaus Hamm suchten nach Antworten. Bei Planung des Röntgenkongresses und Vorbereitung der Vorträge hatten wir die begründete Hoffnung, dass wir schon konkrete Ein- und Ausblicke auf die neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und deren konkrete Auswirkungen in der Praxis bieten könnten. Leider hat sich dies nicht bestätigt, nach hektischer Betriebsamkeit der Bundesärztekammer zum Jahreswechsel 2015/16 hat der Vorstand der Bundesärztekammer das Projekt im April abrupt gestoppt. Der zur endgültigen Abstimmung im BÄK-Vorstand vorgelegte Entwurf entsprach weder in der Legendierung noch insbesondere in der Bewertung den bereits zwischen Bundesärztekammer und PKV Verband bzw. den beteiligten Ländern abgestimmten und konsentierten Vorentwürfen. Der Vortrag gibt deshalb (nur) einen Überblick über die bisherige Entwicklung der Arbeiten des Berufsverbands an der neuen GOÄ und erläutert im Detail einige besonders für Radiologen bedeutsame Vorschläge für den Paragraphenteil. In der geplanten Änderung des Paragraphenteils liegt einiger berufspolitischer Sprengstoff und diese stößt in weiten Teilen der ärztlichen Verbände auf – durchaus begründete- Ablehnung. Zu Legendierung und Bewertung werden die Karten nun neu gemischt. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die vom Berufsverband vorgelegten Formulierungen und Kalkulationen dazu auch weiterhin Basis der Gespräche zwischen den unmittelbar Beteiligten und dem Gesundheitsministerium sein werden. Für eine konkrete Darstellung diese Vorschläge ist es jedoch zu dem jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, die auf dem Kongress exemplarisch dargestellten Bewertungsvorschläge können wir deshalb an dieser Stelle nicht veröffentlichen. Der BDR wird sich weiterhin aktiv in die Verhandlungen einbringen und seine Mitglieder detailliert informieren, sobald die Struktur der novellierten GOÄ in ihren Grundzügen einigermaßen verlässlich absehbar ist. Dr. Klaus Hamm, 2. Vorsitzender BDR, Chemnitz, RA Markus Henkel, München
Kauf und Verkauf von radiologischen Praxen Aus der Klinik in die Praxis – vom angestellten zum selbstständigen Radiologen (w/m) – da gilt es neben persönlichen Veränderungen auch eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher und juristischer Aspekte sowohl am Anfang als auch am Ende der Selbständigkeit zu beachten.
Peter Goldbach, Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitswesen und Geschäftsführer der VALMED GmbH und Markus Henkel, Fachanwalt für Medizinrecht und Geschäftsführer des BDR gaben in ihrem Vortrag einen Überblick über die Rahmenbedingungen eines Praxis- (Anteils)verkaufs für radiologische Praxen Die vertragsärztliche Praxis bewegt sich im Spannungsfeld verschiedenster rechtlicher Vorgaben, die nicht immer miteinander in Einklang stehen. So beeinflussen rechtliche Vorgaben des Sozialgesetzbuches die Gestaltungen des Zivilrechts (=Gesellschaftsebene) ebenso, wie die steuerrechtlichen und arbeitsrechtlichen Vorgaben Einfluss finden. Künftig wird auch der Gesichtspunkt der strafrechtlichen Relevanz ärztlicher Kooperationen zu beachten sein, nachdem das zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen nach § 299a und 299b StGB noch im Sommer dieses Jahres in Kraft treten wird. Von besonderer Bedeutung für die Praxisübertragung sind die am Vortag vor dem Röntgenkongress ergangenen Entscheidungen des Bundessozialgerichts, die künftig einen maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Übertragung der vertragsärztlichen Zulassung entfalten werden (vergleiche diese Ausgabe de RADIOLOGEN S. XY). Die Referenten spannten den Bogen von ersten Vorvereinbarungen über die je nach Praxisumfang in unterschiedlicher Tiefe notwendige Prüfung der Praxisdaten (Due Diligence), weiter über die Kaufpreisermittlung bis hin zur Gestaltung des Nachbesetzungsverfahrens. Insbesondere die Neuregelung des § 103 Abs. 3a SGB V („Aufkauf von Arztpraxen“) verlängert das Nachbesetzungsverfahren und erfordert künftig in Kombination mit der neuen BSG-Rechtsprechung eine langfristigere strategische (Vor-)Planung bei der Praxisübergabe. Unabhängig davon zeigt die aktuelle Rechtsprechung auf, dass bestehende Vertragsgestaltungen und Kooperationen spätestens alle zwei Jahre zum Check-up einkehren sollten. Dipl.Kfm. (FH) - M.A. - LL.M. Peter Goldbach,Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitswesen, Hannover, RA Markus Henkel, BDR-Geschäftsführer, München Auskömmliche Radiologie in der Zukunft? Wohin steuert die Radiologie? Wird es in Zukunft noch möglich sein Radiologie in der Niederlassung betriebswirtschaftlich sinnvoll zu betreiben? Wie ändern sich die Bedingungen an den Krankenhäusern unterschiedlicher Größe und wo bleibt die viel beschworene Verzahnung von ambulantem und stationärem Bereich für die Radiologie? Ein einleitendes Impulsreferat umriss die ökonomischen Bedingungen auskömmlicher Radiologie und vier Radiologen - mit unterschiedlichen Klinik-und Praxiskonzeptionen – erläuterten die realen Arbeits-Bedingungen ihrer Einrichtungen. Wohin steuert die Radiologie aus Sicht der universitären Radiologie (Prof. Stefan Schönberg) Aus Sicht der universitären Radiologie gibt es 5 große Trends für die Zukunftssicherheit des Faches: 1. Radiologie wird quantitativer und Outcome-orientierter durch den Einsatz strukturierter Befundung und webbasierter Schulungs- und Zertifizierungssysteme 2. Radiologie wird diagnostisch umfassender durch systematischen Abgleich der quantitativen Daten mit Referenzdaten aus anderen Fächern, beispielsweise Molekularpathologie 3. Radiologie nimmt eine zentrale Rolle in der Präzisionsmedizin ein durch Entwicklung von Surrogaten für die individualisierte Selektion von zielgerichteten Medikamenten und Vorhersage von Therapieansprechen 4. Radiologie wird reproduzierbarer und qualitätsgesicherter durch elektronische Entscheidungshilfen und Assistenzsystemen auf Basis maschinenbasierten Lernens und populationsbasierter Referenzdatenbanken 5. Radiologie deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Früherkennung bis zu innovativen, minimal-invasiven interdisziplinären Therapien ab. Prof.- Stefan Schönberg, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin, Universität Mannheim
Wohin steuert die Radiologie aus Sicht eines Chefarztes (Prof. Roman Fischbach)
Die Sicht des Chefarztes auf seine heutige und zukünftige Position ist durch Ambivalenz geprägt. Er steht unter einem hohen Erwartungsdruck der Geschäftsführung in der Umsetzung wirtschaftlicher Ziele, soll Mitarbeiter motivieren und teamorientiert führen, ist aber in wichtige Entscheidungen seltener eingebunden als früher, dabei aber für ein größeres Regelwerk verantwortlich. Die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz Krankenhaus haben sich durch Kostendruck und Leistungsverdichtung grundlegend geändert. Das Fach ist zunehmender Spezialisierung, wachsenden Begehrlichkeiten und einem schnellen technologischen Wandel mit dem Erfordernis ständiger Anpassung ausgesetzt. Trotzdem ist die Tätigkeit als Radiologe im Krankenhaus und auch die Leitung und Gestaltung einer radiologischen Abteilung nach wie vor eine interessante und befriedigende Aufgabe mit guten Chancen in der Zukunft. Die Zukunft der Radiologie In der aktuellen Diskussion um die Zukunft des Faches werden immer wieder Szenarien gezeichnet, in denen der Radiologe durch Bilderkennungssoftware oder computerbasierte Entscheidungsalgorithmen ersetzt wird. Diese Sichtweise stellt die Detektions-, Mess- und Dokumentationsarbeit als Kernkompetenz des Radiologen dar und sieht ihn nicht als prozessverantwortlichen Spezialist für Bildgebung und bildgestützte Therapie. Die Tatsache, dass Bildanalyseprogramme Lungenrundherde detektieren oder eine Leber volumetrieren und segmentieren können, bedroht uns nicht. Die Radiologie wird notwendigerweise professioneller und die Bildgebung in Zeiten personalisierter Medizin mess- und objektivierbarer. Wichtig für unsere Zukunft ist vielmehr, dass die Radiologie diese technologische Entwicklung engmaschig begleitet und prägt. Eine größere Herausforderung für die Krankenhausradiologie liegt in der notwendigen und zunehmenden Aufgliederung und Spezialisierung des Faches. Kein Chefarzt oder Oberarzt ist heute noch in der Lage, die ganze Breite unseres Faches in der gebotenen Tiefe diagnostisch und therapeutisch zu vertreten. Die Entwicklung der Krankenhauslandschaft weg vom Grundversorger zu spezialisierten Einheiten unterstreicht dies. So muss eine hohe Expertise in den klinisch herausragenden Disziplinen des jeweiligen Hauses gewährleistet sein, um als wichtiger und kompetenter Partner anerkannt zu bleiben. Gerade kleine Krankenhausabteilungen stehen hier vor einem schwierigen Spagat aus Spezialisierung und Bandbreite. In größeren Abteilungen liegt die Herausforderung eher darin, dass Spezialisten trotzdem unter einer Führung ein Team bilden und die ebenfalls notwendigen Routinearbeiten in der Abteilung mittragen. Der Trend zur Zergliederung von großen Abteilungen durch Departmentstrukturen oder Faculty-Systeme macht die Organisation dieser Aufgaben nicht leichter. Unser Fach ist aufgrund der zahlreichen attraktiven und innovativen Tätigkeitsfelder vielfältigen Begehrlichkeiten ausgesetzt. Dies betrifft insbesondere die Interventionen am Gefäßsystem und am Skelett, aber auch die organspezifische Bildgebung, wie z.B. die Herz-CT und Herz-MRT. Die Radiologie und insbesondere der radiologische Chefarzt mit seiner Abteilung muss sich gegenüber den zuweisenden Fachabteilungen als kompetenter und effizienter Dienstleister positionieren. Eine beständige Fortbildung und weitere Qualifizierung ist unabdingbar. Nur wenn die Radiologie im Krankenhaus nachvollziehbar besser, schneller und preiswerter ist als der externe Anbieter oder eine andere Fachabteilung, bleiben diese Bereiche für die Radiologie erhalten. Die wirtschaftlich notwendige Konsolidierung der Krankenhäuser lässt dabei Doppelstrukturen z.B. mit zwei oder drei gefäßmedizinisch-interventionell aktiven Bereichen (Radiologie, Angiologie, Gefäßchirurgie) kaum zu. Der Weg bis zur eigenen Leistungserbringung durch das Fach mit dem primären Patientenkontakt ist kurz, zumal durch manche Geschäftsleitung dem klinischen Fachvertreter zur Attraktivitätssteigerung oder aus Erlöserwartungen radiologische Kernleistungen ohne Zögern zugeschlagen werden - dies oft mit der Folge einer überproportionalen Personalreduktion in der so „entlasteten“ Radiologie. Hier müssen Kompromisse eingegangen werden oder fachübergreifende Zentrums- oder Klinikstrukturen geschaffen werden, um weiter aktiv zu bleiben. Aktuelle Rahmenbedingungen Die Fachabteilungen der Krankenhäuser, insbesondere derjenigen in Konzernstrukturen, sind einem ständigen Benchmarking ausgesetzt. Immer wird es irgendwo jemand geben, der mit weniger mehr macht, so dass der Chefarzt ständig gefordert bleibt, die Arbeitsleistung seiner Abteilung und den eigenen Personalbedarf zu begründen oder zu verteidigen. Zusätzlich stehen der Geschäftsführung Schwärme von Beratern teils fragwürdiger Kompetenz zur Verfügung, für die leichter Gelder ausgegeben werden als für die aus radiologischer Sicht notwendigen Investitionen in Geräte oder Personal. Der Fokus der Krankenhausleitung ist derzeit auf Konsolidierung, Produktivitätssteigerung, Standardisierung und das Erreichen von Qualitätsparametern gesetzt. Grundsätzlich muss diese Entwicklung nicht negativ gesehen werden, sondern ist eine heute notwendige Antwort auf bestehende und politisch gewollte Rahmenbedingungen. Allerdings ist der heutige Chefarzt (oft im Gegensatz zur eigenen Wahrnehmung) in vielen Krankenhäusern unterhalb der kaufmännisch-administrativen Ebene eingestuft und wird als Vertreter des mittleren Management gesehen. Er ist für die Umsetzung der gesteckten Ziele verantwortlich. Strategieentwicklung sowie Geräte- und Produktentscheidungen erfolgen häufig ohne oder mit nur geringer Mitwirkung des Chefarztes. Dies birgt die Gefahr, dass der Chefarzt sich in wichtige strategische Themen und Planungen nicht mehr einbringen kann oder möchte und kaufmännische Fehlentscheidungen hingenommen werden, obwohl sich der Chefarzt besser als streitbarer und kompetenter Partner positionieren müsste. Ferner muss ein zunehmendes Volumen an administrativen und regulatorischen Aufgaben vor dem Hintergrund eines wachsenden Regelwerks - von der Einhaltung der gesetzlich vorgeschrieben Arbeitszeit über das Patientenrechtegesetz bis zur Krankenhaushygiene - beachtet und verantwortlich umgesetzt werden. Die eigene medizinische Tätigkeit wird im Verhältnis hierzu zurückgedrängt, oftmals aber von Krankenhausleitung und Patient als Leistung auf höchstem Niveau erwartet. Bei knappen Ressourcen müssen zusätzliche Aufgaben wie teleradiologische Mitversorgung anderer Standorte oder die Beteiligung an einem MVZ übernommen werden. Dies gelingt nur bei Vorhaltung optimaler Strukturen und in der Zusammenarbeit mit engagierten und kompetenten Mitarbeitern. Die Arbeitsverdichtung in starren Strukturen bei ungünstigen Zeiten schadet jedoch der Attraktivität des Arbeitsplatzes im Krankenhaus, so dass qualifiziertes Personal nach der Ausbildung schwer zu halten ist. Wo ist das Problem Dienstleistungsabteilungen wie die Radiologie werden als Cost-Center gesehen, bei denen Einsparpotential besteht und deren Leistung sich nicht direkt in Bewertungsrelationen oder Euro ablesen lässt. Nur wenn die Radiologie als notwendig oder wertschöpfend wahrgenommen wird, kann sie sich bei wachsendem wirtschaftlichen Druck positionieren. Die Radiologie ist daher gezwungen, Effizienz und Finanzierbarkeit in der Abteilungsergebnisrechnung und vor der InEK-Kalkulation - je nach Profil der Abteilung ein schwieriges Thema - nachzuweisen und Teilgebiete wie vaskuläre Interventionen, MRT und Sonographie zu verteidigen. Da der Radiologie für interventionelle Leistungen meist kein DRG-Erlösanteil der Patienten führenden Abteilung zugeordnet wird und die Abbildung komplexer Interventionen in der GOÄ kaum sinnvoll gelingt, muss der Wert und Beitrag der Radiologie am Gesamterlös des Hauses für die Krankenhausleitung durch den Chefarzt deutlich gemacht werden. Dies gilt auch für „weiche Parameter“ wie Prozesseffizienz, Patienten- und Zuweiserzufriedenheit oder Einfluss der Wartezeit auf entscheidungsrelevante Untersuchungen und Befunde auf Liegezeiten. Da Geschäftsführer ebenfalls unter hohem Druck stehen und kurzfristige Erlösziele verfolgen, sind Stellenplan und Sachkosten ständig Thema. Die Wertschätzung der Radiologie muss immer wieder erkämpft werden, was nur bei Verständnis der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge und bei einem guten Kontakt in die Geschäftsführung des Hauses gelingt. Die Steigerung der diagnostischen Leistungen, die Demonstration einer zunehmenden Zahl an externen Bildern oder die Flut an Tumorkonferenzen alleine rettet die Radiologie nicht vor drohenden Personalstreichungen oder der Ausgliederung von Leistungen. Wo sind die Stärken und Chancen Die Radiologie ist ein nach wie vor attraktives und dynamisches Fach mit vielen diagnostischen und therapeutischen Facetten, so dass Nachwuchs bislang kein Problem darstellt. Die Radiologie kann leichter als andere Fächer flexible Teilzeitmodelle im Alltag abbilden und somit aktuellen Trends folgen, auch wenn dies organisatorisch eine Herausforderung bleibt. Die standortübergreifende Vernetzung muss genutzt werden, um Spezialexpertise mehreren Standorten zugänglich zu machen und eine bessere Integration von stationärem und ambulantem Sektor zu ermöglichen. Moderne Arbeitsplatzkonzepte mit Mischung aus teleradiologischer Heimarbeit und lokaler Präsenz sind in der Radiologie gut umzusetzen und steigern die Attraktivität des Faches und auch die des Arbeitsplatzes am Krankenhaus für qualifizierte Mitarbeiter. Wichtig ist hierbei, dass Impulse und Umsetzung von der Radiologie ausgehen und nicht auf das Agieren der Geschäftsführung gewartet wird. Als Querschnittfach mit Kontakt zu vielen Patienten der Klinik und zu den anderen Fachabteilungen besetzt die Radiologie eine zentrale Position im Krankenhaus und ist durch Steuerung für den Patientenfluss relevanter Prozesse ein Machtfaktor. Gerade das Verständnis für effiziente Abläufe, Standardprozeduren und Regeln ist eine Stärke der Radiologie, die genutzt werden muss um in entsprechenden Bereichen Führung zu übernehmen. Natürlich erfordert dies ständiges Engagement und Anpassung, ist aber für den Erhalt oder Ausbau des Faches von immanenter Bedeutung. Durch die beständige Weiterentwicklung der bildgebenden Techniken und den wachsenden Wert minimal-invasiver bildgesteuerter Verfahren eröffnen sich weitere Tätigkeitsfelder, die allerdings aktiv durch die Radiologie als Innovationstreiber besetzt werden müssen. In den nächsten Jahren werden sich zudem gute Möglichkeiten für die Radiologie als Erzeuger und Verwalter von vielfältigen und quantifizierbaren Daten zu Prozessabläufen und medizinischen Inhalten ergeben. Die Radiologie muss sich als Garant für strukturierte und hochwertige Daten und als fordernder Partner der IT im Krankenhaus positionieren. Die Analyse von umstrukturierten Daten (Big Data) ist für viele Aspekte der Versorgungsforschung und Präventivmedizin noch nicht reif, so dass auswertbare strukturierte radiologische Befunde und standardisierte Bilddaten hohe Bedeutung und auch einen wirtschaftlichen Wert erlangen werden. Dies trifft insbesondere in größeren Verbünden und Krankenhauskonzernen zu. Ausblick Die Radiologie wird auch in Zukunft als wichtiges Querschnittfach benötigt und behält als prozes verantwortliche Abteilung Bedeutung. Eine beständige Qualifizierung und Spezialisierung, die dem Profil des Krankenhauses entspricht, bleibt unausweichlich, um kompetenter Ansprechpartner und Leistungserbringer zu bleiben. Nicht immer wird es gelingen, sich den wachsenden Begehrlichkeiten anderer Fächer zu widersetzen oder sich gegen Sparmaßnahmen der Geschäftsführung zu positionieren. Das Klima in den nächsten Jahren wird sicherlich rauer. Veränderungen von Abläufen und Leistungsfeldern und eine standortübergreifende Vernetzung bis in den ambulanten Sektor bleiben ebenso unausweichlich und müssen gewollt und von der Radiologie getrieben werden. Als fachlich geschätzte und gut strukturierte, die Behandlungsqualität und Liegezeiten positiv beeinflussende Abteilung, kann die Radiologie trotz aller Herausforderungen eine zentrale und wichtige Funktion im modernen Krankenhaus besetzen und ein attraktiver Arbeitsplatz für qualifizierte Mitarbeiter sein. Prof. Dr. Roman Fischbach, Chefarzt ,Abteilung für Radiologie und Neuroradiologie, Asklepios Klinik Altona Aus Sicht des am Krankenhaus niedergelassenen Radiologen (Prof. Stephan Duda) Pro und Contra einer Praxis am Krankenhaus Radiologische Chefärzte als Alleskönner gibt es nicht (mehr), deshalb ergeben sich Vorteile durch radiologische Praxen an Kliniken. Lösung im Krankenhaus: Mehrere Departments oder Sektionen im KH (cave: Doppelstrukturen)
Was spricht für die Praxisanbindung? - Unternehmerische Flexibilität - Reduzierung des Individualrisikos - Sicherung einer Basiserlösquelle - Hoffnung auf extrabudgetäre Erlöse - Absicherung des Investments in Großgeräte - Skaleneffekte - Quersubventionierung der undulierenden KV-Vergütung - Klinikradiologie erfordert > 10 Stunden ärztliche Präsenz - Schnellere Reaktionsfähigkeit auf Änderungen des Verordnungsgebers (§116a, ASV….)
Probleme ohne Klinikanbindung sind: - Doppelte Facharzt-Schiene - Politisches Primat für Kliniken - Regelungsdichte macht kleinere Praxen unmöglich - Mindestmengen, QS der KV, ÄSR, RöV, MPV, BDSG, HygieneV, ASiV, QM, Zertifizierungsdruck
Radiologische Praxen an Kliniken können aber auch Nachteile haben, so daß die Arbeit weniger effektiv als in rein ambulanten Praxen ist. - Beharrungseffekte (des übernommenen Personals) - Besitzstandsdenken - betriebliche Mitbestimmung - Längere Slots - Vorhaltung freier „Notfalltermine“ - Arbeitstempo passt sich an - Bereitschafts- und Rufdienste zusätzlich zum wirtschaftlichen Risiko - Notwendigkeit alle Vergütungssysteme im Blick zu behalten
Prof.Dr. Stephan Duda, Gemeinschaftspraxis für Radiologie Ihre-Radiologen.de, Berlin Sicht des niedergelassenen Radiologen ( Dr. Rudolf Conrad) Der wirtschaftliche Druck hat im vergangenen Jahrzehnt enorm zugenommen – begleitet von einem zeitgleichen Innovationsdruck. Daraus folgen verschiedene Fragestellungen: Ist die industrielle Labormedizin auch für die Radiologie eine Lösung? Bedeutet dies in der Zukunft: Fast-Medizin für GKV – Patienten - Trend zu „Mc“-Rad Praxen? Innovationen nur noch für Privatpatienten oder in Praxen mit hohem Selbstzahleranteil? Ist die verlässliche und patientengerechte Bewältigung der radiologischen Aufgaben vor dem Hintergrund kürzer werdender Plausibilitätszeiten noch möglich? Antwort: Der ärztliche Beruf ist ein freier Beruf, weil er ärztliche Kunst ist! Ein freier Beruf bedeutet aber zuerst sachliche Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit – darin liegt der Unterschied zu rein Gewerbetreibenden. Damit das auch so bleibt ist die Solidarität der Fachgruppe erforderlich! Dann kann es gelingen, dass die Freiberuflichkeit erhalten bleiben, Selbstständigkeit vor Anstellung geht und industrialisierte Medizin nicht flächendeckend den Einzug in die Radiologie findet. Beibehaltung des Grundsatzes: Lohn für ärztliche Leistung nur für den Arzt! Unsere Forderungen, um die Existenz des niedergelassenen Radiologen für die Zukunft zu sichern sind: - Adäquate Vergütung ärztlicher Tätigkeit unabhängig vom Versicherungsstatus des Patienten! - Allokationen müssen der Leistung folgen! - Abschließende Indikationsprüfung durch Radiologen! - Verzahnung ambulant-stationär, wo möglich und sinnvoll! - Technische Innovationen in die ambulante Praxis. - Anpassung und Integration von Big Data und Zulassung intelligenter Software (CAD) zur Unterstützung des Radiologen - Niederlassung als Alternative zur stationären Radiologie für junge engagierte Radiologen erhalten! - Unterstützung der jungen RadiologInnen bei Wunsch nach Selbstständigkeit statt Suggestion einer „freizeitorientierten“ Generation Y - Unterstützung auch der Niedergelassenen von BDR und DRG durch abgestimmte gemeinsame Initiativen - Freiberuflichkeit statt Konzern- /Staatsmedizin Dr. Rudolf Conrad, Diagnosticum Bayern Mitte, Standort Ingoldstadt Marktwirtschaftlicher oder politisch gesteuerter Veränderungsprozess? Dr.. Thomas Drabinski erläutert die Konzentration im Gesundheitswesen Wettbewerb im medizinischen Bereich In einem abgrenzbaren Markt der Medizin (z.B. Radiologie) bedeutet Wettbewerb das Streben zweier oder mehrerer „Marktteilnehmer“ (Arztpraxen, Medizinische Versorgungszentren und Krankenhäuser) um ein besseres eigenes Ergebnis. Ein besseres eigenes Ergebnis bedeutet einen höheren Umsatz, geringere Kosten und größere Marktanteile in Bezug auf die Zahl der behandelten Patienten. Die Konkurrenzsituation kann im Wettbewerb aber dazu führen, dass es durch ein besseres eigenes Ergebnis zu schlechteren Ergebnissen der anderen Marktteilnehmer kommt. Auslöser von Konzentrationsprozessen im Gesundheitssystem Wettbewerb kann zu einer Konzentration bei den Marktteilnehmern führen. Hierbei können marktwirtschaftliche und staatlich ausgelöste Konzentrationsprozesse unterschieden werden. Marktwirtschaftliche Konzentrationsprozesse können sich aus Zusammenschlüssen ergeben (Fusion). Sie können sich aber auch durch internes Wachstum eines Marktteilnehmers ergeben, um zusätzliche Größenvorteile (economies of scale) in der Versorgung der Patienten zu realisieren. In der Regel können marktwirtschaftliche Konzentrationsprozesse durch eine Kostensenkung bei gleichzeitig größeren Patientenzahlen beschrieben werden. Im Gegensatz dazu resultieren gesundheitspolitisch bedingte Konzentrationsprozesse zunächst in einer Änderung von Gesetzen und Verordnungen und damit in Veränderungen der allgemeinen Rahmenbedingungen. Solche Regelungen können die Besitzstrukturen von MVZ, die Ausgestaltung der Sektorgrenze zwischen ambulanter und stationärer Versorgung sowie die Systemgrenze zwischen GKV und PKV betreffen. Wird zum Beispiel die PKV zugunsten der GKV benachteiligt, so wechseln verstärkt Versicherte aus der PKV in die GKV und konzentrieren sich dort primär in großen Krankenkassen. Werden zudem, wie z.B. durch die Konzepte einer Bürgerversicherung propagiert, auch auf der Versorgungsseite politische Konzentrationsprozesse ausgelöst, so kann dies dazu führen, dass ein wirksamer Wettbewerb der medizinischen Marktteilnehmer behindert wird. Dann fällt es Patienten schwerer, relevante Ausweichalternativen zu finden, auch im regionalen Gesundheitsmarkt. Schlussfolgerung Politisch gesteuerte Prozesse können marktwirtschaftliche Konzentrationsprozesse „unterstützen“. Denn der ambulante Markt ist vielgestaltig und vor allem im kapitalintensiven Bereich dynamisch, d.h. er reagiert zeitnah auf politische Veränderungen. Konzentrationsprozesse können für kleinere Marktteilnehmer zu sinkenden Umsätzen führen. Langfristig sind wenige größere Marktteilnehmer vom „staatsmedizinischen Planer“ besser kontrollierbar. Im ambulanten Bereich ist daher sorgsam mit dem Thema Konzentration umzugehen, vor allem im politisch gesteuerten Veränderungsprozess. Dr. Thomas Drabinski, Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA), Kiel __________________________ Schwerpunkt Mammadiagnostik Ein Resümee von Prof. Markus Müller-Schimpfl. Aus Sicht der Mammadiagnostik hätte der Deutsche Röntgenkongress kaum besser laufen können - war doch die Brustdiagnostik eines der Schwerpunktthemen, allein drei Highlight-Sitzungen behandelten diverse Zukunftsaspekte, natürlich nahmen die Früherkennung und das populationsbezogene Screening breiten, aber nicht minder kontroversen Raum ein. Vom perfektionierten Status quo über Verbesserungen der Technik, Sensitivität und Spezifität durch Tomosynthese, Ergänzungen der Diagnostik insbesondere bei dichter Brust durch Ultraschall bis hin zum Ersatz des bisherigen Screenings durch die MR-Mammographie mit den bekannt zugespitzten Positionen und partiell auch unterfüttert durch bemerkenswerte Daten aus Aachen und Göttingen zur Möglichkeit der Senkung der Intervallkarzinomrate gegen Null. Die AG-Sitzung nahm sich dagegen nahezu unglaublich harmonisch aus: der Wahlvorschlag des Vorstands wurde einstimmig mit den üblichen Enthaltungen der Betroffenen angenommen. Auch im nächsten Jahr ist wieder ein Konsensustreffen der Kursveranstalter in der Mammadiagnostik (KuKMa) in Frankfurt am Main geplant (Save-the-Date: Samstag, 29.4.2017, 10 Jahre nach dem ersten Meeting!). Mit dem TOP „Kommentierung des BI-RADS-Lexikons" in die immerhin 11 Fachgesellschaften im Rahmen der WOBI einbezogen waren, kamen Diskussionen auf, die - wie in der politischen Landschaft eines Standardwerkes mit deutlich solitärem Anspruch nahezu vorhersehbar - selbst durch das transparente und konsensuale Vorgehen der Kommentierung nicht zu vermeiden sind (s. a. Müller-Schimpfle M., DER RADIOLOGE 2016, S. 462 ff). Webseite der AG: www.ag-mamma.drg.de/ Echte Spannungen traten dann plötzlich bei der Frage offen zu Tage, wie die Tomosynthese mit synthetischer 2D-Mammographie abzurechnen sei. Der Vorschlag des AG-Vorsitzenden bestand darin, bei einwandfreier synthetischer 2D-Qualität die 2D-Mammographie-Leistung über Ü-Schein abzurechnen, die Zusatzleistung - mit immerhin herstellerabhängig statt einem 15 Röntgenexpositionen und typischerweise 50x mehr Bilder als in der 2D-Mammographie (Fujifilm AMULET Inovality) - als IGeL. Vorschläge hierzu sind Im Internet nachlesbar (http://rwf-online.de/content/schichtaufnahmen-tomosynthese-nach-go%C3%A4-nr-5290). Doch die Verknüpfung von „IGeL" und „Mammographie" ist bei einigen ein „No go“, ja grundsätzlich könne, so wurde geäußert, eine Röntgenleistung nicht im Rahmen einer IGeL erbracht werden. In dem konkreten Fall liegt aber eine Rechtfertigende Indikation vor, der 2D-Teil ist also kurativ unstrittig eine EBM-Leistung. Lediglich die wesentlich aufwendigere und weiterführende Leistung der Tomosynthese als Add-on im Sinne einer 3D-Mammographie soll ja als IGeL abgegolten werden. Und schon waren wissenschaftliche Aspekte der Fachgesellschaft und politische Aspekte des Berufsverbandes zur auskömmlichen Leistungserbringung ein prototypisches Beispiel dafür, dass DRG und BDR gut daran tun, intensiv zu kommunizieren, bevor einzelne Mitglieder durch unbotmäßige Diskussionen verschreckt werden. Prof. Markus Müller-Schimpfle, Klinik für Radiologie, Neuroradiologie & Nuklearmedizin, Frankfurt
Alles im Blick ….. für 2017
Einige der Vortragsfolien finden Sie im Mitgliederbereich der BDR-Webseite. (sl) |