Keine Angst vor der Mammografie
Samstag, 20. Februar 2016
Fragen & Antworten in der Telefonaltion des Tübinger Tageblatts.
Frauen ertasten zwei Drittel der Brustknoten selbst

Keine Angst vor der Mammografie

"So hat mir das noch niemand erklärt." Gelobt und viel gefragt wurden die Professoren Sara Brucker (Tübingen), Jens Huober und Wolfgang Janni (beide Ulm) bei unserer Telefonaktion.

Das Thema: Brustkrebs.

19.02.2016, Quelle Tübinger Tageblatt

Bei der Mammografie wurde Mikrokalk in meiner Brust entdeckt. Nach der Operation wurde bestrahlt. Jetzt soll ich halbjährlich zur Mammografie. Muss das sein?

 
 

Wenn Sie bestrahlt wurden, aber keine Lymphknoten entfernt wurden, hat man bei Ihnen wahrscheinlich eine Krebsvorstufe festgestellt. Dennoch sollten Sie halbjährlich zur Mammografie-Nachsorge gehen. Man wählt die Bildgebung, mit der man den Befund auch entdeckt hat. Kalk sieht man im Ultraschall nicht so gut. Und das MRT liefert mitunter Befunde, die man nicht richtig einordnen kann. Dann müssten Sie dennoch zur Mammografie.

Ich bin 50, habe schon zum zweiten Mal eine Zyste in der Brust. Dass ich sie rausmachen lasse, ist klar. Ich überlege aber, mir die Brüste abnehmen zu lassen. Meine Mutter, Oma und Cousinen hatten Brustkrebs. Meine Mutter hatte auch zwei Zysten, die dritte war dann Krebs.

Es gibt eine familiäre Belastung bei Brustkrebs, auch wenn diese genetisch nicht unbedingt nachweisbar ist, denn wir kennen noch nicht alle Gene, die damit zusammenhängen. Die beidseitige Brustentfernung ist aber ein großer Eingriff. Möglicherweise käme für Sie auch eine Eierstockentfernung in Frage, um Ihr Brustkrebsrisiko zu minimieren. Dann kommen Sie zwar künstlich in die Wechseljahre, weil die Östrogenproduktion fast ganz eingestellt wird, aber der Eingriff ist weniger belastend. Besprechen Sie dies in Ruhe, am besten in einer Tumorrisikosprechstunde.

Zu welcher Art des Brustaufbaus raten Sie mir? Zahlt das die Kasse?

Wenn kein genetischer Nachweis vorliegt und Sie sich die Brust abnehmen lassen, müssen Sie für die Rekonstruktion selbst aufkommen. Eine Silikonprothese ist preislich günstiger, hält unter Umständen aber nicht ewig. Beim Aufbau mit Eigengewebe kommt es darauf an, welche Körbchengröße Sie haben. Je nachdem wird Muskel aus dem Rücken oder Fettgewebe vom Bauch entnommen.

Ich bin 47 und hatte 2013 Brustkrebs, bei dem HER2-Rezeptoren festgestellt wurden. Ich habe mich damals gegen eine Chemo entschieden, weil ich so viel Schlimmes gehört habe, und nur auf Homöopathie gesetzt. Jetzt habe ich eine Metastase in der Achselhöhle. Was tun?

Entscheidend ist, ob sich der Krebs verändert hat. Hat er auf seiner Zelloberfläche noch immer Fangarme für den Wachstumsfaktor HER2, könnte möglicherweise ein Antikörper eingesetzt werden, der diesen Faktor bindet und unschädlich macht. Es gibt mittlerweile unterschiedliche, zielgerichtete Therapien. Brustkrebs wird heute sehr individuell behandelt. Sie sollten sich in einem zertifizierten Brustzentrum informieren und auch offen über Ihre Ängste sprechen.

Ich habe starke Probleme bei der Mammografie. Das Zusammendrücken der Brust schmerzt sehr. Ist es möglicherweise auch gefährlich?

Gefährlich ist es nicht, aber notwendig. Die Brust zu ziehen und platt zu drücken ist wichtig, damit man eine aussagefähige Aufnahme bekommt. Im Gewebe darf keine Luft sein. Die neuen digitalisierten Geräte nehmen den Druck aber sofort raus, wenn das Bild gemacht ist.

Ich bin 53 Jahre alt und habe nach Brustkrebs ein Silikonimplantat einsetzen lassen. Meine Ärztin sagt, ich solle zur Mammografie. Sieht man da überhaupt etwas? Und kann man das Implantat so zusammendrücken?

Ja, man sieht alles, was man sehen sollte. Es geht ja um das Unterhautfettgewebe und das Gewebe zwischen den Muskeln. Keine Angst, die Assistentinnen bei der Mammografie sind darin geschult, mit Implantaten umzugehen.

Ich bin 71. Soll ich eine Mammografie machen lassen?

Das Brustkrebs-Screening wird für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bezahlt. Für diese Altersklasse ist belegt, dass eine Mammografie Sinn macht, auch wenn keine Symptome vorliegen. Für ältere Frauen ist dies bisher nicht belegt und wird daher auch nicht empfohlen. Tasten Sie Ihre Brust regelmäßig ab, zum Beispiel immer am Monatsanfang. Zwei Drittel der Brusttumore werden von den Frauen selbst ertastet. Gehen Sie einmal jährlich zur Vorsorge zum Frauenarzt. Wenn Sie keine Schmerzen haben oder etwas Auffälliges tasten, reicht das aus.

Soll bei der Brustkrebsnachsorge der Tumormarker bestimmt werden?

Nein, davon ist man abgekommen. Das bringt eher Unklarheit.

Meine Hormontherapie nach Brustkrebs dauert fünf Jahre. Reicht das?

Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt. Man sagt, die Hormonbehandlung soll mindestens fünf Jahre dauern. Darüber hinaus ist das eine individuelle Entscheidung, die etwa von der Tumorbeschaffenheit abhängt.

Mein Brustkrebs wurde mittels einer Chemo verkleinert, dann operiert und bestrahlt. Zuvor wurde mir Eierstockgewebe entnommen. Ich bin erst 30 und möchte gerne Kinder. Jetzt soll ich aber noch eine antihormonelle Therapie machen.

Gut, dass Ihnen Eierstockgewebe vor der Chemo entnommen und eingefroren wurde. So besteht tatsächlich die Möglichkeit, unter Assistenz schwanger zu werden. Sie sollten allerdings zunächst die antihormonelle Therapie beginnen und zwei, drei Jahre durchhalten. Dann könnten Sie für eine Schwangerschaft pausieren und die Therapie anschließend fortsetzen. Grundsätzlich verbessert eine Schwangerschaft eher die Prognose.

Ich nehme Aromatasehemmer, habe aber starke Gelenkschmerzen und Einschlafprobleme.

Aromatasehemmer verhindern die Bildung weiblicher Geschlechtshormone, die einen Wachstumsreiz für die Krebszellen darstellen. Spricht ihr Tumor darauf an, ist das positiv, und Sie sollten die Therapie unbedingt fortsetzen - vielleicht mit einem anderen Medikament, wenn Sie das alte gar nicht vertragen.

Ich bin verunsichert. Soll ich zum Brustkrebs-Screening? Und was ist mit der Strahlenbelastung?

Die Röntgenuntersuchung der Brust alle zwei Jahre ist die beste Möglichkeit, möglichst früh auch Krebsvorstufen zu entdecken. Die werden dann operiert und gegebenenfalls bestrahlt. Wenn Sie eine Bombe in Ihrem Garten finden würden, die eventuell explodieren könnte, möchten Sie diese ja auch entschärft wissen. Die Strahlenbelastung ist geringer als bei einem Transatlantikflug.