Highlights für Radiologen auf dem DKK 2020, 19. bis 22. Februar 2020
Samstag, 18. Januar 2020
„Optimale Versorgung in der Onkologie – diskutieren Sie mit!“

Auch die bildgebende Diagnostik in der Onkologie wird Thema auf dem Deutschen Krebskongress 2020 sein. Welche Highlights hält die Veranstaltung bereit?

Ein Gespräch mit Kongresspräsident Prof. Dr. Andreas Hochhaus und PD Dr. Thorsten Persigehl, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bildgebung in der Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft, über den DKK in Berlin:

Professor Hochhaus, bitte nennen Sie mir drei Gründe, warum sich ein Besuch des DKK lohnt.

Prof. Hochhaus: Erstens: Das geballte Fachwissen. Wir erwarten mehr als 10.000 Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Onkologie. Zweitens: Die Interdisziplinarität. Die Behandlung von Tumorpatientinnen und -patienten ist komplex: Für eine optimale Versorgung müssen viele Fachrichtungen – wie etwa die Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöse Tumortherapie, Pathologie, Radiologie und Pflege – eng zusammenarbeiten. Dieses Zusammenspiel der verschiedenen Fachrichtungen ist auch in unseren Sitzungen abgebildet. Und drittens: Der wissenschaftliche Austausch. Wir bieten neben den klassischen Vortragsformaten auch Pro-Kontra-Diskussionen mit TED-Abstimmung und interaktive Tumorkonferenzen an, um Diskussionen anzuregen. Besonders Young Professionals sollten diese Gelegenheit nutzen. In vielen Sitzungen übernehmen junge Expertinnen und Experten im Tandem mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen den Vorsitz. Für den medizinischen und wissenschaftlichen Nachwuchs wird es zudem zugeschnittene Informationsangebote geben.

Das Kongressmotto zum DKK 2020 enthält auch die Forderung nach der „optimalen Versorgung für alle“. Wo sehen Sie die Herausforderungen?

Prof. Hochhaus: Das medizinische Wissen über die Tumorbiologie wächst rasant und damit das Potenzial für die Entwicklung neuer Therapieansätze. Das ist an sich ja sehr positiv. Aber im Zuge des vermehrten Einsatzes der personalisierten Medizin werden die Patientengruppen, die von einer bestimmten Behandlung profitieren, immer kleiner. Wir müssen sicherstellen, dass gute und sichere Ansätze auch im Versorgungsalltag ankommen. Medizinische Innovationen sollten sich so in die bestehende Versorgung einfügen lassen, dass möglichst alle Betroffenen davon profitieren.↩

Dr. Persigehl, auch die bildgebende Diagnostik in der Onkologie ist Thema auf dem DKK. Welche Highlights hält der Kongress bereit?

PD Dr. Persigehl: Bildgebende Verfahren liefern wichtige Informationen für die Therapieentscheidung in der Onkologie, dementsprechend breit sind sie auch auf dem DKK vertreten. Bei der Diagnostik kommen neben der Sonografie vor allem CT, MRT und PET zum Einsatz. Diese radiologischen und nuklearmedizinischen Verfahren haben einen hohen Stellenwert in der Tumordetektion und Charakterisierung sowie auch beim lokalen Staging von Tumoren mit der Bestimmung der lokalen Tumorausdehnung und Ausbreitungsdiagnostik. Von der Bedeutung dieser Bildgebungsverfahren für die optimierte Therapieauswahl kann man sich zum Beispiel in der Highlight-Fortbildungssitzung zur Therapie des hepatozellulären Karzinoms ein Bild machen. In einer gemeinsamen Sitzung mit der AG für Radiologische Onkologie stellen wir den aktuellen Wissensstand zum Einsatz der PSMA-PET beim Prostatakarzinom und Details der personalisierten Strahlentherapieplanung bei Kopf-Hals-Tumoren vor.

Dr. Persigehl, Interdisziplinarität wird auf dem DKK großgeschrieben. Wie ist dieser Aspekt Kongressprogramm berücksichtigt?

PD Dr. Persigehl: Zu den Zukunftsthemen, die derzeit in der Radiologie diskutiert werden, gehört der Bereich der Strukturierten Befundung, Radiomics und Artificial Intelligence (AI). Hierbei kann man Techniken der AI nutzen, um aus Bilddaten quantitative Informationen zu extrahieren und sie interdisziplinär mit klinischen, molekularen und genetischen Daten zusammenzuführen und zu bewerten. Die neue Technik könnte bisher ungenutzte, weil verborgene Bildinformationen besser verfügbar machen. Denkbar ist auch, dass sie zu besseren Vorhersagen führt, etwa in Bezug auf Progressions- und Überlebensraten oder dem Ansprechen eines Tumors auf eine bestimmte Therapie. Von der klinischen Anwendung ist dieser Ansatz derzeit noch ein gutes Stück entfernt. Auf dem DKK 2020 wird Prof. Daniel Rückert vom Imperial College in London über Radiomics sprechen und einen Ausblick in die nahe Zukunft der Radiologie geben.

Prof. Hochhaus, was wünschen Sie sich für den DKK 2020?

Prof. Hochhaus: Ich freue mich auf lebhafte, interprofessionelle Diskussionen – über die Sektorengrenzen hinweg. Die Kooperation von Expertenzentren mit regional tätiger Ärzteschaft ist essenziell für die optimale Versorgung aller Patientinnen und Patienten. Diesen Netzwerkgedanken möchten wir mit dem Kongress voranbringen.

Kostenfrei: Die App zum DKK 2020

  • Programmplaner und Infos rund um den Kongress
  • TED-, Kommentar- und Evaluationsfunktion 
  • Ab Januar 2020 herunterladbar in allen App-Stores für iOS und Android
  • Infos: www.dkk2020.de/app

Daniel Rückert: Bessere Bildgebung durch künstliche Intelligenz
Dtsch Arztebl 2020; 117(5): A-219 / B-195 / C-191
Krüger-Brand, Heike E.


Patientenbewegungen, Atmung oder Herzbewegungen etwa während einer MRT- oder CT-Aufnahme erschweren häufig die medizinische Diagnostik durch Artefakte. Prof. Dr. Daniel Rückert (50) hat unter anderem mithilfe von künstlichen neuronalen Netzen die Qualität medizinischer Bildgebung entscheidend verbessert. Unter anderem hat er diese Netzwerke darauf trainiert, ein Gehirn dreidimensional darzustellen und Tumoren oder Läsionen zu erkennen. Zudem hat er ein Verfahren entwickelt, das die MRT-Bildrekonstruktion von Ungeborenen beschleunigt, ohne dass Bildstörungen auftreten.

An der Technischen Universität München (TUM) soll die Anwendung von Rückerts bildgebenden Verfahren vorangetrieben werden und ein interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt für die medizinischen Bildgebung entstehen. Als Leiter eines neuen Instituts soll der Experte als Humboldt-Professor die Forschung an den medizinischen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten der TUM und ihren Kliniken bündeln. Er wurde für die mit fünf Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur ausgewählt und ist derzeit in Berufungsverhandlungen mit der Universität. Werden diese erfolgreich abgeschlossen, wird der Preis im Mai 2020 verliehen.

Rückert studierte Informatik an der TU Berlin und wurde 1997 am Imperial College London promoviert. 2005 wurde er dort zum Professor für Visual Information Processing berufen. Seit 2016 leitet er als Dekan das Department of Computing. Heike E. Krüger-Brand